Gedanken zum Monatsspruch

»Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.« (Lukas 2,30+31)

Sofort habe ich den Gesang aus der Komplet (eg 837), dem Nachtgebet der Kirche, im Kopf, das Nunc dimittis, den Lobgesang des Simeon (eg 794).

»Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.« (29-32)

Simeon hat sein ganzes langes Leben auf den »Trost Israels« gewartet »und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.« (26) Nun ist er wieder einmal in den Tempel gegangen und sieht dort Josef, Maria und Jesus, der, dem Gesetz entsprechend, vor Gott gebracht wird. Da nimmt der alte Mann Jesus auf die Arme, spricht das o.g. Nunc dimittis »und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.« (34+35)

Das ist für einen alten, frommen Mann ein Tag der Erfüllung einer Verheißung, eines Lebenszieles. Er sieht Gottes Heil, das er bereitet hat vor allen Völkern in diesem sechs Wochen alten Baby. Und er ist nicht allein: die Prophetin Hanna, »eine Witwe von vierundachtzig Jahren; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.« (37+38)

So erkennen zwei Fremde, zwei alte Menschen kurz vor ihrem Tod, in diesem Kind den Anbruch der Gottesherrschaft, den Gesalbten Gottes, seinen Messias, seinen Christus.

Kein Wunder, dass sich die Eltern dieses Kindes darüber wunderten. Wem gelingt es schon, in etwas Kleinem, Unvollendeten die zukünftige Größe und Bedeutung zu erkennen.

Und doch liegt schon im Anfang ein Wunder beschlossen, wie in jedem Samenkorn: »Jedes neugeborene Kind bringt die Botschaft, dass Gott sein Vertrauen in die Menschheit noch nicht verloren hat.« (Rabrindanath Tagore)

Diese Zuversicht wünsche ich Euch/Ihnen in dieser oft ge- und betrübten Zeit.

Eine gesegnete Adventszeit und frohe Weihnachten!

Bleibt/bleiben Sie gesund und Gott befohlen.

Ihr/Euer Wolfram Gauhl



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